Pressemitteilung
Einheitliche Standards bei Biketrail-Legalisierungen
Tourismusförderung darf nicht zum Persilschein für vermeidbare Umweltzerstörung werden
Foto: pexels.com/Allan Carvalho
DieÖDP Hessen fordert einheitliche Standards bei möglichen Legalisierungen illegaler Bike-Trails unter besonderer Berücksichtigung der Schutzinteressen der Natur. Tourismusförderung darf nicht zum Persilschein für vermeidbare Umweltzerstörung werden.
Eine zunehmende Gefahr für den ohnehin schon stark gebeutelten heimischen Wald stellt die steigende Anzahl von Mountainbikern da, die oft auf illegalen Trails unterwegs sind. Bedingt durch den starken Anstieg von E-Mountainbikes sind die Probleme noch größer geworden. Die Biker fahren in kurzer Zeit wesentlich mehr Kilometer als vor der E-Bike-Zeit. Die nun von vielen Kommunen angedachten Trail-Legalisierungen werden oft unter dem Aspekt der Tourismusförderung vorgenommen, zum Nachteil der heimischen Waldflora und -fauna.
Jeder von uns wird beim sonntäglichen Waldspaziergang auf die verdächtigen Spuren gestoßen sein. Überall da, wo es steil abwärts geht, hat man gute Chancen, auf einen illegalen Trail zu stoßen. Damit die Trails noch mehr Kick und Nervenkitzel generieren, bauen die Mountainbiker aufwendige Trails mit Sprung-Rampen und steilen Kurven. Störendes Geäst oder Bäume werden mit Heckenschere und Säge entfernt. Und das ist kein Kavaliersdelikt. Nein, es stellt eine Straftat dar.
Obwohl es in Hessen mehr als 25.000 km legal benutzbare auch für Mountainbiker Waldwege gibt, reicht dies den Bikern häufig nicht aus. Der Kick nach etwas Neuem sorgt dafür, dass dichte Wälder erschlossen werden. Wenig später sind die per GPS aufgezeichneten Routen über einschlägige Portale innerhalb der Community geteilt, mit der Konsequenz, dass diese illegalen Trails dann noch stärker frequentiert werden.
Lösen legalisierte Trails das Problem?
Seitens Hessen-Forst wird die Einrichtung legaler Waldwege in Trägerschaft von Rad- oder Sportvereinen vorangetrieben. Hier wird die Partnerschaft mit lokalen Mountainbiker-Communities gesucht. Kritikpunkt: Viele der Mountainbiker sind jedoch nicht in der Community organisiert, so dass man bestenfalls von Teilerfolgen sprechen kann. Skeptisch zeigt sich auch der Hessische Waldbesitzerverband, da die Schäden in den Wäldern erheblich sind.
Gibt es Leitlinien für die Legalisierung von Trails?
Ein klares „Jein“. Zuständig für die Antragstellung sind die Kommunen, auf denen Trails legalisiert werden sollen. Konzepte werden ausgearbeitet und der UNB (Untere Naturschutzbehörde der Landkreise) zur Genehmigung vorgelegt. Diese legt fest, ob und welche Auflagen zu beachten sind. Und hier zeigt sich das Problem: Es gibt kein einheitliches Vorgehen, welche Aspekte zu berücksichtigen sind, so dass jede UNB eigenständig über die Genehmigung und über die Auflagen entscheiden kann. „Es ist mit Bedauern festzustellen, dass die naturschutzrechtlichen Standards auf sehr niedrigem Niveau gehalten werden“ fasst der Stadtverordnete und Landesvorstand der ÖDP Hessen, Frank Deworetzki, die Lage zusammen.
„Dies führt dazu, dass in Trails der Kommune A in der Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang die Trails benutzt werden, in der Kommune B jedoch erst eine Stunde nach Sonnenaufgang und eine Stunde vor Sonnenuntergang. Einige Kommunen schließen die Trails nach Niederschlägen, andere nur im Spätherbst. Andere Kommunen fahren ganzjährig, andere Kommunen sperren die Trails den ganzen Winter. Einheitlich sieht anders aus.“ fährt Deworetzki fort“.
„Anstatt die Einwirkung auf Flora und Fauna vollumfänglich zu bewerten, sehen wir, dass häufig nur ein ornithologisches Gutachten gefordert wird. So kommt es nicht selten vor, dass die Trails an besonders wertvollen Biotopen vorbeiführen und diese in Mitleidenschaft gezogen werden. Obwohl direkt am Trail gelegen, werden diese Biotope nicht in die Gutachten einbezogen, alles zum Wohle des Tourismus und zu Lasten der Natur“.
Mogelpackung Tourismus
Viele Kommunen versuchen, die Legalisierung als eine Steigerung der touristischen Attraktivität zu verkaufen. Das klingt allemal besser als Kapitulation vor den Mountainbikern. Erste Erfahrungen mit legalisierten Trails zeigen, dass wie erhofft mehr auswärtige Gäste kommen, jedoch auch schnell wieder gehen und keine positiven Effekte auf die Gastronomie wahrzunehmen sind. Noch schlimmer ist die Tatsache, dass die Parkplatzbereitstellung, notwendige sanitäre Einrichtungen sowie Müllbeseitigung nicht in den Konzepten erscheinen und für vermeidbare Probleme bei den Trails sorgen.
Negative Auswirkungen auf die Afrikanische Schweinepest:
Illegale Trails sorgen dafür, dass die Wildbestände tagsüber erheblich gestört werden. Vor allem in den nahrungsarmen Jahreszeiten führt das Biken dazu, dass die Wildtiere wesentlich längere Strecken zur Nahrungssuche zurückgelegen müssen. Neben wesentlich schlechteren Nahrungsbedingungen fördert diese Tatsache die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Die ÖDP Hessen unterstützt deshalb die Forderung des hessischen Jagdverbandes, in ASP-Gefahrengebieten das Montainbiken stärker zu reglementieren.
Wiederverwendung ehemaliger Ski-Gebiete als akzeptable Lösung
Anders sieht es in den Gegenden aus, die früher im Winter skitouristische Ziele gewesen sind. Beispiele wie im Westerwald, dem Odenwald und im Taunus. Hier wurden Ski-Pisten zu Biker-Parks umgebaut. Eine aus ÖDP Sicht sinnvolle Wiederverwendung vorhandener Anlagen, da weder neue Infrastruktur aufgebaut noch weitere Gebiete für den Tourismus geopfert, noch Verkehrsinfrastrukturen geschaffen werden müssen.
Warum wollen Teile der Politik die Strecken unbedingt legalisieren?
Unter der Schwarz-grünen Landesregierung wurde von Bündnis90/Grüne ein Konzept entwickelt, ein landesweites Biketrail-Netz aufzubauen und voranzutreiben. Fördermittel sowie LEADER-Gelder der EU sorgen für die finanzielle Ausstattung. Das Ziel ist ein 450 km langes Trail-Netz, das Hessen zweiteilen wird, mit nicht abschätzbaren Negativfolgen für die Natur.
Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) setzt sich für konsequenten Umwelt- und Tierschutz ein und kämpft für die Erhaltung von Flora und Fauna in Hessens Wäldern. Helfen Sie mit, dass die Natur endlich wieder eine Stimme in Hessens Parlamenten erhält.
Gerne informieren wir Sie über unsere Ziele. Wir sind über soziale Medien, z. B. auf Facebook und Instragram, zu erreichen, auch gerne per Email: infoodep-hessen.de
Für die ÖDP in Hessen
Frank Deworetzki
Herborn